Die für die Kontrolle zuständige Behörde, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), ist in diesem Zusammenhang nun erneut in die Kritik geraten, weil es seit Jahren betont, dass von dem Pestizid keinerlei gesundheitliche Gefahr ausgeht. Die Krebsforschergruppe der Weltgesundheitsorganisation, die IARC, hat den Stoff bereits im Frühjahr als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Darüber hinaus steht Glyphosat im Verdacht, Missbildungen bei Neugeborenen auszulösen.
Ein vertrauliches Dokument des BfR hat nun zutage gefördert, dass auch der deutschen Behörde Hinweise vorliegen, dass Glyphosat eine krebserregende Wirkung hat. Offiziell will das BfR davon aber nichts wissen. Aufgrund der unterschiedlichen Urteile ist nun ein Streit zwischen BfR und IARC entbrannt.
Die neue BfR-Studie weist darauf hin, dass Tierversuche bei Mäusen belegt haben, dass in der Gruppe mit hoher Dosis ein deutlicher Anstieg von Krebserkrankungen des Lymphsystems zu verzeichnen war. Trotz dieser Hinweise geht das BfR davon aus, dass die Ergebnisse nicht so relevant seien, um die bisherigen Annahmen zu ändern.
Das 18-seitige Papier wurde nun auch dem Agrarausschuss des Bundestags vorgelegt, vor allem die Oppositionsparteien reagierten mit großem Unverständnis. Harald Ebner (Grüne) sagte dazu: „Jetzt kommen sie im Nachhinein doch mit einer Studie raus, die evidente Hinweise auf eine krebserzeugende Wirkung zeigt. Da fühle ich mich als Parlamentarier verschaukelt.“ Das BfR will von den Vorwürfen nichts wissen: „Die zitierte Zwei-Jahres-Studie an Mäusen weist kein toxikologisch signifikantes Risiko für Kanzerogenität beim Menschen nach.“
Der Toxikologe Peter Clausing hält es vor allem für problematisch, dass sich die Risikoanalyse von Glyphosat primär auf Auswertungen der Industrie stützt: „Ein solches Vorgehen ist skandalös. Damit bleibt es weitgehend der Industrie überlassen, Publikationen, in denen die Risiken beschrieben werden, auszuwählen und zu bewerten. Auch wenn die Hersteller alle erforderlichen Daten liefern, können sie unbedeutende Effekte besonders hervorheben und besonders kritische verharmlosen oder schlimmstenfalls ganz verschweigen.“
Sollte sich herausstellen, dass das BfR seit Jahren wusste, dass Glyphosat nicht unbedenklich ist, wird auch über einen Untersuchungsausschuss nachzudenken sein, der in Erfahrung bringen muss, welche Politiker und hochrangigen Beamten dafür gesorgt haben, dass die Erkenntnisse in der Schublade bleiben.